28 Juli 2007

Leise und mit Trauer gespickt

Die Gesellschaft ohne störende Einschlüsse wäre immer schön, immer jung, immer glücklich. Gesellt sich aber ein Störgeräusch hinzu, dann sind Lebensläufe nicht immer schön, nicht immer jung und nicht immer glücklich. So wie das auch bei der zweiten Veröffentlichung von Martin Pichler "Störgeräusch" der Fall ist.

Eine Familie namens Reider steht unter der Beobachtung des Erzählers, die Mutter stirbt, der Vater und der Sohn machen nun anderes und haben mitunter Sex mit Männern im Auto oder verlieben sich in wesentlich jüngere Frauen: wobei diese beiden Punkte bereits die reißerisch herausgeklaubten Splitter in einem Buch sind, das zu wesentlicheren Teilen leise und mit Trauer gespickt ist. Ein wenig Abschied also. "Störgeräusch" besteht fast lückenlos aus schönen Sätzen, so engmaschig gesetzt und wohldurchdacht, dass bei soviel Wortmalerei der Lesefluss manchmal darunter leidet. Ist aber egal, denn schwierige Bücher sind immer noch die besseren.

Barbara Zeman